Für Patienten mit massivem Blutverlust kann die schnelle Verfügbarkeit von Blut und Blutprodukten direkt am Unfallort lebensrettend sein. In einem gemeinsamen Pilotprojekt ist es der DRF Luftrettung und der Universitätsmedizin Greifswald 2019 gelungen, ein wissenschaftlich geprüftes Verfahren zu etablieren, das den schnellen Transport von Blutprodukten mit dem Hubschrauber ermöglicht.
Insgesamt vier Stationen der DRF Luftrettung nehmen bislang an „Heliblut“ teil:
- Christoph 47 in Greifswald
- Christoph 53 in Mannheim
- Christoph Regensburg
- Christoph 51 in Stuttgart
Zur Ausrüstung der Hubschrauber gehören:
- Blutprodukte
- die zur Transfusion notwendige Ausrüstung
- Gerät zur Erwärmung der Blutprodukte
- Kühlbox, die den Inhalt bis zu 72 Stunden konstant und autark auf 4 Grad kühlt
Damit besteht die Voraussetzung, Unfallopfer, im Umkreis von 70 km innerhalb von 20 Minuten sowie von 100 km innerhalb von 30 Minuten mit Blutprodukten zu versorgen.
Indikationen
- traumatischer Herz-Kreislauf-Stillstand mit vermutetem hohem Blutverlust
- traumatischer Blutungsschock
- Blutdruck RR < 90 mmHg systolisch
- Verlust Radialispuls
- progrediente Bewusstseinsstörung
Um eine Verzögerung zu vermeiden, sollte bei folgenden Lagebildern der Rettungshubschrauber parallel zum bodengebundenen Rettungsdienst alarmiert werden:
- eingeklemmte Patienten
- komplizierte Rettung
- Verletzungen mit hohem Blutverlust wie Amputationen
- multiple offene Frakturen
- Stich- und Schussverletzungen
- Zeitvorteil für Patienten
Mehr Informationen zu den einzelnen Blutprodukten auf den jeweiligen Stationsseiten.
Unterstützende Maßnahmen bis zur Ankunft des Hubschraubers
- äußerliche Blutungen stoppen:
- Druckverbände
- manuelle Kompression
- Hämostyptika
- Tourniquet
- Beckenschlinge
- Wärmeerhalt durch Aufheizen der Rettungsmittel
- Einsatz einer Wärmedecke
- Gabe von 1g Tranexamsäure
- Permissive Hypotension mit RR systolisch 80-90 mmHg, bei begleitendem SHT > 120 mmHg
Ablauf
- Blutbank (Klinikum) befüllt Kühlbox mit Blut- und Plasmaprodukten
- Transport der Box durch zertifizierten Botendienst zur Station
- Verladen der Kühlbox in den Hubschrauber
- Bei Verwendung im Notfall – Benachrichtigung der Blutbank vom Einsatzort aus: Bereitstellung und Transport einer neuen Box zur Station
- Rückkehr mit verwendeter Box an die Station
- Verladen der neuen Box und Rücktransport der verwendeten Box
Kommen die im Hubschrauber mitgeführten Blut- und Plasmaprodukte nicht zum Einsatz, wird die Kühlbox dennoch jeden Morgen gegen eine neue Box ausgetauscht. Die Box des Vortages geht zurück zur Blutbank, wo das Blut nach eingehender Kontrolle wieder zur Verfügung steht.